Wenn das empfohlene HRV-Training nicht wirkt und der Stress nach wir vor hoch bleibt

Lena fühlt sich extrem gestresst. Seit über einem Jahr macht sie jetzt Biofeedbacktraining (HRV) dagegen, das ja eigentlich stressreduzierend wirken soll. Trotzdem hat sie das Gefühl, dass das Training nichts bringt. Sie fühlt sich immer noch genauso gestresst wie vor dem Training.

Wir finden die Ursache: Lena trainiert den „falschen“ Parameter

In einer mindsurfer® Session messe ich mit Lena eine klassische Baseline: BVP/HRV, GSR und EEG. Das Ergebnis überrascht mich: Hautleitwert und BPV/HRV zeigen optimale Kurven, wie sie schöner nicht sein könnten. Das EEG allerdings ist auffällig: auch mit geschlossenen Augen bleiben die hochfrequenten Betawellen dominant. Ihr System kann sich nicht dazu entscheiden, in die langsameren Alphawellen zu switchen. Egal, ob sie ihr HRV-Atemtraining macht oder eine andere ihr bekannte Entspannungsübung. Ich erkläre ihr, wie sich Betawellen und Alphawellen im Vergleich anfühlen können. Sie meint daraufhin: „Ja, das macht für mich total Sinn! Ich grüble die ganze Zeit! Hänge die ganze Zeit in meinem Gedankenkarussell fest und bekomme meine Dauersorgen einfach nicht aus dem Kopf!“

Der wahre Grund für ihr hohes Beta: Sorgen um ihre beiden Söhne

Ich frage nach und sie erzählt mir den Grund für ihre Sorgen: ihre Gedanken kreisen permanent um ihre beiden fast erwachsenen Söhne. Der eine hat Drogenprobleme, der andere ist manisch-depressiv. Sie sorgt sich jede einzelne Minute um die beiden. Bei jedem Telefonanruf, jedem Klingeln an der Haustür befürchtet sie, dass wieder schlechte Nachrichten ins Haus stehen. Vom HRV-Training hatte sie sich etwas ruhigere Momente erhofft.
Hat Lena also über ein Jahr umsonst trainiert? Möglich. Allerdings kenne ich ihre Werte von damals nicht. Ich kann also nicht beurteilen, ob die Bilderbuchkurven das Ergebnis des einjährigen Trainings sind oder nicht. Fakt ist, dass sie das HRV-Training von hier aus keinen Schritt weiter bringt und anscheinend auch ihr Thema nicht löst.

Lena ersetzt das HRV-Training mit ihrer besten Ressource: Singen

Ich frage Lena, ob es denn etwas gibt, wo sie für ein paar Momente die Sorgen hinter sich lassen kann. Sie schmunzelt: „Ja, beim Singen! Ich singe für mein Leben gerne! Ich bin in einem Chor, mit dem wir regelmäßig auftreten. Immer wenn ich singe, ist alles in Ordnung. Ich bin ganz in dem Moment. Es tut mir unheimlich gut!“ Ich freue mich riesig mit ihr, dass sie eine so wertvolle Ressource hat! Die Empfehlung ist klar: Singen statt HRV-Training! Das löst zwar noch nicht den Grund ihrer Sorgen. Aber immerhin verfügt sie damit schon mal über ein starke Ressource, die sie jederzeit nutzen kann.

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