Heidi kommt zur mindsurfer® Session, weil sie beim Meditieren immer wieder heftig zuckt. Ihr ganzer Körper wird regelrecht durchgeschüttelt, was sich komisch und auch beunruhigend anfühlt. Meditieren soll ja angeblich entspannend wirken, Heidi fühlt sich aber nicht so.
Anfallsleiden, Kundalini Oder etwas ganz anderes? Ursachenforschung für Heidis Zuckungen bei der Meditation
Heidi hat vor der Session abklären lassen, dass es sich bei den Zuckungen nicht um eine Anfallserkrankung handeln könnte. Sie vermutet, dass es möglicherweise die Kundalinienergie sein könnte. Unsere Messungen bringen etwas anderes zum Vorschein: Heidi hat ein Konzept von Meditation, das die Aufarbeitung eines Traumas verhindert.
Wie ich darauf komme: in der Session meditiert Heidi wie gewöhnlich, und wie zuhause aus, fängt sie nach ca. 15 min. an, extrem heftig zu zucken. Die Daten zeigen eine extrem ungewöhnliche GSR-Kurve. Keinerlei Entspannungskurve insgesamt, sondern im Gegenteil, immer wieder kurze Stresspeaks. Die Daten bestätigen also schon mal Heidis Gefühl, dass sich Meditation für sie nicht entspannend anfühlt. Aber woher kommen diese kleinen Stressmomente? Ich frage Heidi, warum sie meditiert: „Ich habe gelesen, dass Meditation entspannend wirkt und auch Traumata auflösen kann. Also mache ich das jetzt seit Jahren. Aber anscheinend klappt es bei mir nicht…“ Auf meine Frage, WIE sie meditiert, antwortet sie: „Naja, ich sitze da, nehme meinen Atem wahr und versuche, keine Gedanken zu haben.“ – „Was für Gedanken tauchen denn auf?“ – „Erinnerungen. Erinnerungen, die ich nicht haben will. Außerdem soll man ja beim Meditieren nicht denken. Also schiebe ich die Gedanken weg.“ Da fällt bei mir der Groschen.
wir entlarven das Konzept „Ich darf keine Gedanken haben“
Im EEG habe ich gesehen, das Heidis Gehirn Alphawellen produziert, sobald sie die Augen schließt. Damit ist sie sofort „online“ mit ihrem Unterbewusstsein, und ihre nicht verarbeiteten, traumatischen Erinnerungen werden ihr unmittelbar bewusst. Nachdem sie aber keine Gedanken und Erinnerungen haben will, verdrängt sie sie wieder. Dieses Spiel spielt Heidi die ganze Zeit über: eine Erinnerung ploppt auf, um gesehen und gewandelt zu werden, Heidi schiebt sie wieder weg. Das erklärt die kleinen Stressspikes. Bis es dem System nach einer Weile zu stressig wird, und es versucht, den ganzen Stress aus dem System zu schütteln. Das erklärt das „große Schütteln“.
Die unbewusste Erwartung: Meditation heilt Trauma
Damit entlarven sich zwei Missverständnisse in Heidis Konzept: zum einen sieht ihr Konzept von Meditation keine Transformationsarbeit vor, in der sie aktiv mit ihren belastenden inneren Themen umgeht. Zum anderen will Heidi sich ihren Erinnerungen nicht stellen. Eine Zwickmühle und ein Holzweg, denn auf diese Art und Weise ist Meditation für Heidi etwas Stressiges, das gleichzeitig auch noch die Lösung eines Traumas verhindert.
Die bittere Erkenntnis: Meditation kann die Verarbeitung eines traumas auch verhindern
Bedröppelt sitzt Heidi da, als ich ihr Konzept und ihre Hoffnung, über stille Meditation ihr Trauma aufzulösen, in Frage stelle. Meine Empfehlung ist zum einen, vorerst keine weiteren stillen Meditationen zu machen, so wie sie es gewohnt ist. Es führt aktuell nur noch zu noch mehr Stress. Meine zweite Empfehlung ist, sich mutig ihrem Thema zu stellen und ihr Trauma mit einem guten Therapeuten aufzulösen, der mit schnell wirksamen Techniken wie EMDR o.ä. arbeitet. Wenn ihr Trauma aufgelöst ist, kann sie ihre Meditationstechnik gerne wieder ausprobieren und testen, ob sie dieses Mal entspannend wirkt. Es liegt an ihr, zu wählen.